Kosmos Provinz
Lesung und Gespräch mit Ziemowit Szczerek und Thomas Weiler
Moderation: Dorota Danielewicz, Publizistin und Autorin, Berlin
Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, Görlitz
Eintritt: 8 / 5 €
DEU/POL
Seine Leidenschaft gilt der Provinz, dem Hinterland, dem Abseits, dem Rand, an dem Polen am polnischsten und der Osten am östlichsten ist. In seinen Romanen ist Ziemowit Szczerek immer on the road, immer getrieben von der Sehnsucht nach etwas Unbestimmtem, immer auf der Suche nach der „slawischen Seele“ (Jens Bisky).
In Mordor kommt und frisst uns auf (Przyjdzie Mordor i nas zje, czyli tajna historia Słowian) schickt er seinen Protagonisten, den Journalisten Łukasz, in die ehemals polnischen Gebiete
in der Ukraine. Dort angekommen, wird Łukasz konfrontiert mit eigener Überlegenheit gegenüber den Hinterwäldlern im „Wilden Osten“ – und den ukrainischen Vorurteilen gegenüber polnischen
Heimwehtouristen, die in das Land reisen, um „die Knochen [ihrer] Ahnen zu knutschen“. Ein großartiges Buch über kulturelle Unterschiede und eine bitterböse Satire auf die Identitätsdebatten der
letzten Jahrzehnte!
In Sieben (Siódemka) fährt Paweł, Journalist bei einem auf Fake News spezialisierten Internetportal, mit einem alten Vectra auf der berühmten Landesstraße Nr. 7, die Polen in zwei
Hälften teilt, von Krakau in Richtung Warschau. An Allerheiligen, dem polnischsten aller Tage, geht es auf der „Königin unter Polens Straßen“ mit Vollgas hinein ins Herz der Finsternis. Unterwegs
trifft Paweł auf zwielichtige Gestalten und Orte, auf Nationalismus, Chauvinismus und Größenwahn – jene Dämonen, die nicht nur in der polnischen Provinz ihr Unwesen treiben.
Ziemowit Szczerek, geboren 1978 in Radom (Polen), arbeitet als Schriftsteller, Übersetzer und Journalist. Er publiziert u.a. in Gazeta Wyborcza, Polityka und Krytyka Polityczna. Er ist fasziniert, wie er selbst sagt, von „geopolitischen, geschichtlichen und kulturellen Kuriositäten“ und ungewöhnlichen Orten, die er in seinen Werken beschreibt. Auf Deutsch erschienen bisher Mordor kommt und frisst uns auf (2017) und Sieben. Das Buch der polnischen Dämonen (2019), beide in der Übersetzung von Thomas Weiler.
Thomas Weiler, geboren 1978 im Schwarzwald, Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St.Petersburg. Er überträgt Belletristik und Kinderliteratur aus dem Polnischen, Russischen und Belarussischen. 2017 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis, 2019 wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet. Thomas Weiler lebt mit seiner Familie in Markkleeberg bei Leipzig.