Freitag, 21. April 2023, 20:00 Uhr

Kosmos Provinz

Lesung und Gespräch mit Ziemowit Szczerek und Thomas Weiler

 

Moderation: Dorota Danielewicz, Publizistin und Autorin, Berlin

Kulturforum Görlitzer Synagoge, Otto-Müller-Straße 3, Görlitz

Eintritt: 8 / 5 €

DEU/POL

 


Seine Leidenschaft gilt der Provinz, dem Hinterland, dem Abseits, dem Rand, an dem Polen am polnischsten und der Osten am östlichsten ist. In seinen Romanen ist Ziemowit Szczerek immer on the road, immer getrieben von der Sehnsucht nach etwas Unbestimmtem, immer auf der Suche nach der „slawischen Seele“ (Jens Bisky).


In Mordor kommt und frisst uns auf (Przyjdzie Mordor i nas zje, czyli tajna historia Słowian) schickt er seinen Protagonisten, den Journalisten Łukasz, in die ehemals polnischen Gebiete in der Ukraine. Dort angekommen, wird Łukasz konfrontiert mit eigener Überlegenheit gegenüber den Hinterwäldlern im „Wilden Osten“ – und den ukrainischen Vorurteilen gegenüber polnischen Heimwehtouristen, die in das Land reisen, um „die Knochen [ihrer] Ahnen zu knutschen“. Ein großartiges Buch über kulturelle Unterschiede und eine bitterböse Satire auf die Identitätsdebatten der letzten Jahrzehnte!


In Sieben (Siódemka) fährt Paweł, Journalist bei einem auf Fake News spezialisierten Internetportal, mit einem alten Vectra auf der berühmten Landesstraße Nr. 7, die Polen in zwei Hälften teilt, von Krakau in Richtung Warschau. An Allerheiligen, dem polnischsten aller Tage, geht es auf der „Königin unter Polens Straßen“ mit Vollgas hinein ins Herz der Finsternis. Unterwegs trifft Paweł auf zwielichtige Gestalten und Orte, auf Nationalismus, Chauvinismus und Größenwahn – jene Dämonen, die nicht nur in der polnischen Provinz ihr Unwesen treiben.

 

© Thomas Bär
© Thomas Bär

Ziemowit Szczerek, geboren 1978 in Radom (Polen), arbeitet als Schriftsteller, Übersetzer und Journalist. Er publiziert u.a. in Gazeta Wyborcza, Polityka und Krytyka Polityczna. Er ist fasziniert, wie er selbst sagt, von „geopolitischen, geschichtlichen und kulturellen Kuriositäten“ und ungewöhnlichen Orten, die er in seinen Werken beschreibt. Auf Deutsch erschienen bisher Mordor kommt und frisst uns auf (2017) und Sieben. Das Buch der polnischen Dämonen (2019), beide in der Übersetzung von Thomas Weiler.

© Jan Zappner
© Jan Zappner

Thomas Weiler, geboren 1978 im Schwarzwald, Übersetzerstudium in Leipzig, Berlin und St.Petersburg. Er überträgt Belletristik und Kinderliteratur aus dem Polnischen, Russischen und Belarussischen. 2017 erhielt er den Deutschen Jugendliteraturpreis, 2019 wurde er mit dem Karl-Dedecius-Preis ausgezeichnet. Thomas Weiler lebt mit seiner Familie in Markkleeberg bei Leipzig.